Mosambik

Von 2012 bis 2017 lebte die Familie Rößler im Norden Mosambiks unter der Volksgruppe Makua Nahara. Sie haben dort einen Dienst unter den Ärmsten der Welt aufgebaut, der auch heute noch existiert. Erfahren Sie hier etwas über Land und Leute.

Geografisches

Der südostafrikanische Staat Mosambik liegt direkt am Indischen Ozean zwischen Tansania und Südafrika. Im Westen grenzt es an Malawi, Sambia, Simbabwe und Swasiland. Die ca. 24 Millionen Einwohner des 801.580 km² großen Land leben in 10 verschiedenen Provinzen. Die Hauptstadt Maputo liegt weit im Süden, wodurch der Norden des Landes weit weniger Entwicklung erfahren hat als der südliche Teil.​

Landschaft und Klima

Ausgesprochen schön ist der 2.800 km lange Küstenstreifen. Landeinwärts steigt das Land nach dem breiten Küstentiefland stufenförmig zum ca. 1000 m hohen Tafelland an. Die Vegetation des Landes wird durch die Trockensavanne (Buschlandschaft) dominiert, die in der Trockenzeit sehr trostlos wirken kann. 80% der Niederschläge fallen in der Regenzeit während der dann das Land aufblüht. Zahlreiche Flüsse, wie der Sambesi, fließen vom Hochland in den Indischen Ozean. Leider kommt es während der Regenzeit immer wieder zu Überschwemmungen, die nicht nur Dörfer, sondern auch Ernten zerstören und Menschenleben kosten. Das tropische Klima führt ganzjährig zu Tagestemperaturen zwischen 25°C und 35°C.

Nationalfeiertag:

  • 25. Juni  (Unabhängigkeit von Portugal 1975)

Ausdehnung:

  • Nord-Süd: 2000 km
  • Ost-West: 50-600 km

Währung:

  • Metical (MZN)
  • BIP/EW: 369 US$

Eine Geschichte voller Leid

Nach fast 500 Jahren portugiesischer Kolonialherrschaft und jahrelangem anschließenden Bürgerkrieg war Mosambik 1991 das ärmste Land der Welt. Nach 27 Monaten zäher, aber fruchtbringender Friedensverhandlungen war das Land dann aber 1992 endlich in ruhigere Fahrwasser gekommen. Der Krieg hat 1 Mio. Tote, 1,7 Mio. Flüchtlinge im Ausland, 4 Mio. Vertriebene im eigenen Land und eine weitestgehende Zerstörung von Infrastruktur, Wirtschaft und medizinischer Versorgung des Landes hinterlassen.

Seit 2017 leidet der Norden Mosambiks unter islamistischem Terror. Dörfer werden niedergebrannt und Menschen getötet. Das hat eine Flüchtlingswelle innerhalb des Landes und eine Zunahme an Armut ausgelöst. Zusätzlich haben politische, militärische und finanzielle Krisen die Versorgung erneut dramatisch verschlechtert.

Bevölkerung

In Mosambik leben 78 Ethnien, die über 40 verschiedene Sprachen sprechen.
40% der Bevölkerung gehört zu den Makua-Volksgruppen. Im Norden des Landes ist Makua so auch die wichtigste Sprache. Die Amtssprache Portugiesisch wird nur von 2,5% der Mosambikaner als Muttersprache gesprochen. 20% der Bevölkerung beherrschen sie jedoch als Zweitsprache. Etwa die Hälfte der Mosambikaner sind Analphabeten.

Religion

Etwa 47% der Bevölkerung gehören Naturreligionen (Animismus / Geisterkult) an. Die 35% Christen (meist katholisch geprägt) leben vor allem im Süden des Landes. 19% sind islamisch geprägt, oft aber in Vermischung mit animistischen Elementen in Form des Volksislam.
An der Küste im Norden Mosambiks gibt es kaum Christen. Dort ist die Kultur tief vom Islam geprägt.

Lebenserwartung

Die Bevölkerung Mosambiks ist vergleichsweise jung. 45,5% der Einwohner sind jünger als 15 Jahre und nur 3% gehören zu den über 65-Jährigen. Das Durchschnittsalter liegt bei 17 Jahren und die durchschnittliche Lebenserwartung bei 52 Jahren. Die Ursache für diese hohe Sterblichkeit liegt unter anderem an fehlendem hygienischem Wissen, den schlechten Lebensbedingungen und der desolaten medizinischen Versorgung.

Die Volksgruppe «Makua Nahara»

Das Wort „Nahara“ bedeutet in ihrer Sprache Emakuwah Enahara „Fischer“. Dies bestimmt ihr Selbstbild.
Die Nahara leben in ländlichen Siedlungen direkt an der Küste Nordmosambiks. Das kulturelle Zentrum der Nahara befindet sich auf der Ilha de Moçambique, der Insel, die Mosambik ihren Namen gab. Danach schließen sich weitere Subzentren, wie Mossuril, Nacala-a-Velha und Memba an.

Der Fischfang ist ihre wichtigste Betätigung. Selbst jene Einwohner, die nicht selbst als Fischer arbeiten, deren Vorfahren aber schon in Küstennähe aufgewachsen sind, sehen sich selbst als Nahara. Durch dieses Selbstbild heben sie sich deutlich von den anderen Makuas ab, die im Landesinneren leben. Ethnisch und kulturell gibt es deutliche Unterschiede. Die Nahara sind auch stolzer als andere Bantu-Völker und für afrikanische Verhältnisse recht direkt. Sie sind äußerst konservativ und mögen keinerlei Veränderung. Sie sind jedoch auch unaufrichtig und vertrauen sich gegenseitig nur ungern. Auch Fremden gegenüber sind die Nahara eher verschlossen. Es gibt kaum Freundschaften zwischen ihnen und zugezogenen Mosambikanern anderer Volksgruppen.

Die Ilha war in früherer Geschichte fest in arabischer Hand. Dieser jahrhunderte alte arabische Einfluss hat sicher viel zu dem beigetragen, was die Nahara heute ausmacht. Sie sind tief im Islamverwurzelt, auch wenn viele nicht in allen Details wissen, was das bedeutet. Das Selbstverständnis der Nahara, Moslem zu sein, ist so ausgeprägt, dass es bisher keiner christlichen Gemeinde gelungen ist, Nahara in ihre Kirchen zu integrieren. So gibt es zwar Gemeinden von Inlandmakuas in direkter Nachbarschaft, denen aber bisher der Schlüssel fehlt, die Herzen der Nahara zu erreichen. Wie auch in anderen Gegenden Afrikas, vermischt sich der Islam stark mit animistischen Riten. Dieser Geisterglaube wird zwar von führenden muslimischen Leitern abgelehnt, spielt praktisch aber eine immense Rolle. Die Bandbreite reicht von Riten nach Beerdigungen oder vor dem Hausbau über Ahnenkulte bis hin zum Betreiben von Geisterhütten. Neben traditionellen Königen gibt es acht verschiedene spirituelle Spezialisten, einige mit guten Absichten (Heilungen, Schutz, Wind-, Regen- oder Erntegebete), andere mit negativen (Verfluchen von Feinden). Innerhalb der islamischen Gemeinschaft gibt es die beiden Strömungen „Casacos“ und „Escudos“.

Die Makua Nahara Gebiete zählen zu den Regionen mit dem geringsten Bildungsniveau Mosambiks. Zwar gibt es einige Grundschulen und in den wenigen Zentren auch weiterführende Schulen. Dennoch sind viele Männer und fast alle Frauen Analphabeten. Das Problem liegt nicht zuerst an fehlenden Bildungseinrichtungen. Neben der schlechten Qualität des Unterrichts kommt vor allem die Einstellung der Menschen erschwerend hinzu. Die Nahara halten Bildung für unwichtig und nutzen daher oftmals auch bestehende Bildungsprogramme nicht. Vielmehr bevorzugen sie einen einfachen Lebensstil und mögen es, von anderen abhängig zu sein, die gebildeter sind und für sie ihre Probleme lösen können. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass die Arbeitslosigkeit unter den Nahara enorm hoch ist. Traditionell arbeiten die Menschen als Fischer oder auf ihrem eigenen Feld („Machamba“ – v.A. zum Anbau von Maniok). Heutzutage gibt es daneben auch noch einige Händler und ein paar autodidaktische Handwerker („Mestres“) und Wächter.

Die Makua Nahara leben matrilinear. Das heißt, die Abstammungs- & Erblinie erfolgt durch die Mütter. Das klassische westliche Vater-Mutter-Kinder-Familienbild gibt es nicht. Vielmehr prägt die Polygamie das gesellschaftliche Bild. Die Kernfamilie besteht dabei nur aus der Mutter mit ihren Kindern. „Heiratet“ ein Mann eine Frau, so baut er ihr eine Lehmhütte. Verlässt er die Frau später wieder, so darf sie das Haus behalten. Da die Frauen sich nach Geburten zwei Jahre lang sexuell enthalten wollen, dies aber für Männer in dieser übersexualisierten Gesellschaft undenkbar ist, nehmen sich viele Männer dann weitere Frauen. So entsteht ein Beziehungsgeflecht, in dem die Männer zwischen den Häusern ihrer verschiedenen Familien pendeln. Da die Väter so nicht als beständige Person angesehen werden, wird ein anderer Mann zur wichtigsten Bezugspersonen: Es ist der Onkel mütterlicherseits (Bruder der Mutter). Er wird bei allen wichtigen Entscheidungen zu Rate gezogen. Übrigens haben einige Männer engere Beziehungen zu ihren (männlichen) Freunden als zu ihren Frauen. In der Makua Kultur haben Freundschaften zudem eine andere Bedeutung, als wir es in der westlichen Welt kennen. Freunde zu haben bedeutet viel mehr, ein Versorgungsnetz aus Menschen zu bauen. Anstatt emotional betont nach Menschen zu suchen, mit denen man die Freizeit verbringen kann, steht die Frage im Vordergrund, was ein Freund einem materiell geben kann.

Der Unabhängigkeitskrieg und der darauf folgende Bürgerkrieg mit größeren Flüchtingsströmen innerhalb Mosambiks (bis 1992) haben die ethnologische Landschaft durcheinandergebracht. Nun leben die Nahara nicht mehr isoliert unter sich. Vielmehr haben sich etliche Menschen anderer Volksgruppen im Nahara-Gebiet niedergelassen. Im Distriktort Memba leben so beispielsweise nun auch etliche Inlandmakuas und einige zugezogene Mosambikaner anderer Provinzen.
Sowohl während des Bürgerkriegs als auch heute identifizieren sich viele Nahara eher mit der politischen Opposition. So konnte die Regierung nicht dafür gewonnen werden, das Naharagebiet zu den Entwicklungsschwerpunkten Mosambiks zu zählen. Wie in vielen anderen Völkern auch, bringt das 21. Jahrhundert einige Veränderungen mit sich, die das Potential haben, alte traditionelle Lebensmuster aufzubrechen. In den 1930er Jahren begann im nahegelegenen Nacala der Hafenbau. Seitdem hat sich die Nacala-Region zu einem Wirtschaftszentrum entwickelt. Die Stadt Nacala selbst ist zwar kein Nahara-Ort, einige Nahara beginnen nun aber, ihre Fischerdörfer zu verlassen, um in den Städte Nacala oder Nampula ein neues Leben zu suchen. Größere Bauprojekte hatten zeitweise einen massiven Zuzug von geschäftlich tätigen Ausländern nach Nacala und die Eröffnung von Supermärkten zur Folge. Zwar sind die meisten Fischerdörfer derzeit immer noch isoliert von diesen Geschehnissen. Es bleibt aber spannend abzuwarten, welche Auswirkungen diese Entwicklungen in den kommenden Jahren haben werden. Immerhin besitzen heute schon die meisten Familien ein Mobiltelefon und die Händler könnten neue Einflüsse aus der Stadt mit in die Nahara-Dörfer bringen.

  • Bevölkerung: 300.000 – 500.000
  • Unterstes sozial-ökonomisches Niveau
    • Überwiegend Lehmhütten
    • Kein fließend Wasser
  • Analphabetenrate:
    • Männer: ca. 80%
    • Frauen: ca. 95%
  • Lage:
    • Direkte Küstengebiete (<10km) der Landkreise Mossuril,
      Nacala-a-Velha & Memba

Menschen am Ende der Welt segnen

Die Familie Rößler lebte von 2012 bis 2017 in Mosambik unter den Ärmsten dieser Welt.
Bis heute erreichen ihre Projekte kontinuierlich Menschen.
Dr. Jan Rößler reist dazu regelmäßig nach Afrika, um den Menschen vor Ort zu dienen.

Zahnmedizinische
Hilfseinsätze

Jedes Jahr organisieren wir Einsätze nach Nordmosambik, während der auch zahnmedizinische Hilfseinsätze bis in abgelegenste Buschdörfer stattfinden.

Kinderdienst
in Mosambik

Alle zwei Wochen finden auf unserer Missionsbasis Kinderfeste statt, zu denen oft 500-600 Kinder aus zumeist muslimischen Familie kommen.

Missionsdienst
in Buschdörfern

Von uns kontinuierlich geschulte Einheimische besuchen Dörfer und lehren dort, wie die Menschen ein Leben voller Hoffnung führen können.

Fischer am Strand von Memba

Geisteranbetungsstätte im Distrikt Memba

Klassenzimmer in einer Dorfschule im Distrikt Memba

Typischer Hof einer afrikanischen Familie in Memba

Mosambikaner transportieren Waren und reisen auch selbst auf offenen LKW-Ladeflächen